Anknüpfend an unsere Studie 2020 haben wir zunächst Änderungen in der Verteilung der von uns erstellten Erwartungstypen in der Stichprobe überprüft. Abbildung 2 fasst die wesentlichen Eigenschaften der einzelnen Erwartungstypen noch einmal zusammen.
Bei der Verteilung der unterschiedlichen Erwartungstypen in der Stichprobe zeigen sich im Vergleich zum letzten Jahr kaum Veränderungen (vgl. Abbildung 3). Nur der Anteil der Gruppe der Desinteressiert-Zurückgezogenen in der Stichprobe reduzierte sich von 12 auf 8 Prozent. Hier ist eine gesellschaftliche Politisierung erkennbar: Offensichtlich können sich die Befragten der Auseinandersetzung mit politischen Themen nicht entziehen und müssen oder wollen sich stärker involvieren. Hier liegt es nahe, die Politisierung vor allem auf die Corona-Pandemie und den damit verbunden stärkeren Eingriff der Politik in das persönliche Leben zurückzuführen: Der Effekt politischer Maßnahmen wurde für alle Bürgerinnen und Bürger spürbar, was das politische Interesse oder zumindest die Notwendigkeit, sich über Politik zu informieren, verstärkt hat.
Motto: „Das Allgemeinwohl muss im Vordergrund stehen.“
Die Gruppe ist grundsätzlich zufrieden mit dem Status Quo und blickt relativ zuversichtlich in die Zukunft. Forderungen an die Politik und/oder eine Änderung des Politikstils sind eher moderat, dies gilt auch für etwaige Maßnahmen und Eingriffe des Staates in einzelne Politikfelder. Sie sind weniger infoaktiv und greifen eher auf konventionelle Informationsangebote als alternative Quellen zurück.
Motto: „Wir müssen den Klimawandel gemeinsam bewältigen.“
Diese Gruppe zeigt eine hohe Zufriedenheit und Zuversichtlichkeit und möchte konstruktiv-progressiv u. a. das Thema Klima-/Umweltschutz bearbeiten. Die Engagierten Optimisten sind infoaktiv, werteorientiert, aber auch flexibel und offen für Interessensausgleich.
Motto: „Die Politik soll endlich etwas machen.“
Diese Gruppe stellt eine Vielzahl an Forderungen an die Politik. Sie versteht Regulierung als erforderlich im Sinne von Kontrolle und Schutz. Die Überforderten Ängstlichen haben vor allem Angst (im doppelten Sinne), auch vor Migration und vor dem Klimawandel.
Motto: „So kann es nicht weitergehen.“
Diese Gruppe umfasst mehrheitlich enttäuschte, eher frustierte und misstrauische Menschen, die sich vernachlässigt und bevormundet fühlen. Die Enttäuschten Radikalen sind sehr in Filterblasen unterwegs und neigen zu Verschwörungstheorien/alternativen Fakten. Sie sind gegen Migration und Klimaschutz, fordern radikale Veränderungen, sind aber nicht bereit, selber einen Beitrag zu leisten oder Einschränkungen hinzunehmen.
Motto: „Ich habe andere Sorgen.“
Dieser Typus fokussiert sich auf sein eigenes Leben; Politik interessiert nicht besonders und es herrscht oft großes Unwissen. Es ist eine vulnerable Gruppe: Eher unzufrieden misstrauen die Desinteressiert Zurückgezogenen offiziellen Medien relativ stark und vertrauen häufiger sozialen Medien. Sie sind eher Mitläufer, die sich leicht von Populismus/Stimmungen beeinflussen lassen.
Da der Fokus der diesjährigen Studie auf dem Wahlverhalten und den Wahlmotivationen von Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland liegt, wurde für jeden Erwartungstyp das Wahlverhalten charakterisiert. Zunächst lassen sich die Erwartungstypen diesbezüglich anhand von zwei Dimensionen (vgl. Abbildung 4) einordnen: ‚Hohes politisches Involvement und Interesse‘ vs. ‚geringes politisches Involvement‘ sowie ‚Festen Halt und Sicherheit suchen‘ ‚Den Wandel forcieren / offen für Veränderungen sein‘. Eine detaillierte Beschreibung der Eigenschaften des Wahlverhaltens und der Wahlmotivationen der einzelnen Erwartungstypen ist zusätzlich in Abbildung 5 zu finden.
Auch wenn sich Muster ähnlicher Motivationen innerhalb der Erwartungstypen erkennen lassen, war auffällig, dass das Wahlverhalten innerhalb der einzelnen Typen relativ heterogen war. So war keinem Typus eindeutig eine bestimmte Partei zuzuordnen. Daraus lässt sich schließen, dass gleiche Wünsche, Ängste und Erwartungen an die Politik nicht notwendigerweise zu gleichem Wahlverhalten führen. Das Ergebnis hat uns dazu motiviert, das Wahlverhalten und die Wahlmotivationen in unserer Stichprobe auch unabhängig von den Erwartungstypen zu betrachten.
Für diese Gruppe ist die Wahl Bürgerpflicht und demokratische Errungenschaft. Sie möchten Kontinuität und Beständigkeit wahren, die politische Mitte unterstützen und das politische System in Balance halten. Ausgleich zwischen Interessensgruppen, Gesellschaftsgruppen, zwischen Natur und Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit ist ihnen wichtig. Dabei unterstützen sie einen moderaten Wandel, der nicht zu einschneidend ist und nichts „wegnimmt“, damit das System, die Gesellschaft, die Umwelt langfristig stabil und erhalten bleiben.
Diese Gruppe informiert sich und verfolgt Politik sehr intensiv. Sie wählen aus langfristigen Werten, Anschauungen und Überzeugungen heraus und wollen erreichen, dass möglichst viele der Ideen umgesetzt werden, die sie für richtig und notwendig halten (z. B. für Klimaschutz, Integration, soziale Gerechtigkeit). Sie entscheiden sich FÜR eine Partei oder Grundrichtung, überzeugt von den politischen Zielen und wollen gleichzeitig ein Gegengewicht zu rechten / nationalistischen Tendenzen und Ideologien schaffen.
Sie sind sehr unsicher, wen sie wählen sollen und es fällt Ihnen schwer, eine Entscheidung zu treffen. Sie wählen den Politiker oder die Partei, die augenscheinlich am ehesten Ruhe, Ordnung, Kontrolle und starke Führung in die Politik bringen könnte und ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Ihre Wahl ist sehr emotional getrieben und sie beschäftigen sich wenig mit Parteiprogram-men. Die AfD wirkt attraktiv, weil sie ein autoritäres, machtvolles Eingreifen und einfache Lösungen verspricht. Ihre Radikalität und Nähe zu Querdenkern / schnellen Lockerungen macht andererseits Angst. Häufig bleibt man dann doch bei den eher vertrauten Parteien (CDU/CSU, SPD), das verspricht noch am ehesten Stabilität oder Sicherheit.
Diese Gruppe hat zum Ziel, die Politik „aufzumischen“. Entweder möchten sie Ideen umgesetzt wissen, die im Spektrum der parlamentarischen Politik bisher nicht vertreten sind oder die Wahl ist eher Ausdruck von Protest, Wut, Widerstand und Unzufriedenheit. Sie informieren sich häufig in „alternativen“ Quellen und verfolgen Politik zum Teil sehr intensiv, um sich daran zu reiben und ihre Position zu rechtfertigen. Starke AfD-Präferenz und aufgrund der hohen Frustration und Enttäuschungsspiralen häufig Nichtwähler.
Sie wählen nur aus Pflichtgefühl heraus oder weil andere (Familie, Freunde) einem das sagen. Insgesamt findet kaum Auseinandersetzung mit politischen Inhalten statt. Bei der Wahlentscheidung orientieren sie sich an dem, was nahestehende Personen (Eltern, Ehepartner, Kinder, Freunde) wählen oder einem vorgeben oder sie stellen ein Thema in den Fokus, blenden alles andere ausblenden und entscheiden nach einfachen, plakativen Zuordnungen. Tendenziell findet eine eher defensive Wahl statt: Vorsichtshalber keine starken Veränderungen, im Zweifel lieber Beständigkeit.
Allgemein ergab unsere Stichprobe eine hohe Wahlbeteiligung, durchschnittlich lag sie bei ungefähr 80 Prozent unter den Befragten. Allerdings zeigt Abbildung 6 Differenzen in der Regelmäßigkeit der Wahlbeteiligung nach Alter: je älter die Befragten, desto regelmäßiger die Wahlbeteiligung. Es muss dabei beachtet werden, dass Befragte der jüngsten Gruppe gegebenenfalls noch nicht die Möglichkeit hatten, sich regelmäßig oder grundsätzlich an Wahlen zu beteiligen – die starken Unterschiede können also unter anderem auch darauf zurückgeführt werden.
Ebenfalls zeigten sich bezüglich der Entschlossenheit in der Wahlentscheidung deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Die älteste Gruppe (55 und älter) der Stichprobe gab in der deutlichen Mehrheit (64 Prozent, vgl. Abbildung 7) an, bei den meisten Wahlen immer die gleiche Partei zu wählen. Auch dieses Jahr sei sie in ihrer Wahlentscheidung bereits entschlossen (vgl. Abbildung 8).
Im Gegensatz dazu zeigte sich die Gruppe der jüngsten Befragten (18 bis 34 Jahre) bezüglich der Parteien, die sie wählt, am wechselhaftesten und bezogen auf die diesjährige Wahlentscheidung am unentschlossensten: Ungefähr 50 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gaben an, noch nicht genau zu wissen, wen sie in diesem Jahr wählen würden. Abbildung 7 zeigt dabei, dass diese jüngeren Wähler größtenteils nur die Wahl weniger Parteien in Erwägung ziehen: 39 Prozent der jüngsten Altersgruppe gaben an, bei ihrer Wahl zwischen zwei bis drei Parteien zu wechseln. Hieraus lässt sich zwar eine geringere Parteiverbundenheit als bei den Gruppen älterer Befragten ableiten, allerdings spricht es gleichzeitig dafür, dass der jeweilige politische Standpunkt auch unter den jüngeren Wählern definiert ist und nur bestimmte Parteien zur Wahl in Frage kommen.
Die hohe Beteiligung an vergangenen und Entschlossenheit zur Teilnahme an zukünftigen Wahlen sowie geringe Zustimmung zu Aussagen, die auf Überforderung oder Schwierigkeiten mit Wahlentscheidungen und -programmen hindeuten, sind dabei als positive Befunde zu bewerten. Eine Krise der Demokratie oder Überforderung mit der politischen Lage in Deutschland lässt sich auf Basis dieser Befunde nicht bestätigen.
Auch bei den Gründen und Motivationen für die Wahlentscheidung zeigte sich in unserer Studie ein relativ positives Bild. Die Aussagen, wonach die Befragten mit ihrer Wahl Politik mitgestalten und Einfluss nehmen können und wollen, erhielten durchschnittlich mehr Zustimmung als Aussagen, wonach Wahlen nichts bewirken würden (vgl. Abbildung 9).
Allerdings unterscheidet sich das Antwortverhalten je nach angegebener Parteipräferenz erkennbar: Während potenzielle Wählerinnen und Wähler der Grünen im Vergleich das höchste Vertrauen in den Einfluss politischer Wahlen auf die Gestaltung und Ausrichtung von Politik zeigten, fielen Wählerinnen und Wähler der AfD gemeinsam mit Nichtwählerinnen und -wählern bei diesen Aussagen mit geringen Zustimmungswerten auf. Auch bei Befragten, die angaben, unentschlossen bezüglich ihrer Wahlentscheidung zu sein, bewegte sich die Zustimmung auf niedrigerem Niveau als bei den übrigen Parteianhängerinnen und -anhängern. Allgemein ist in Abbildung 9 die Tendenz erkennbar, dass der wahrgenommene politische Einfluss unter Wählerinnen und Wählern umso höher und die politische Frustration geringer ist, je größer die Chancen der präferierten Partei auf einen Wahlerfolg sind.
Auch ist eine überraschend hohe Neigung zu taktischen Überlegungen vor der Wahl zu erkennen (vgl. Abbildung 9): Bis auf die Befragten, die angaben, vermutlich nicht wählen zu gehen, stimmten über die Parteien hinweg alle Befragten mehrheitlich der Aussage zu, sie würden auch deshalb wählen, damit eine bestimmte Partei ihre Stimme nicht bekäme. Hier zeigt sich bei allen Wählerinnen und Wählern auch ein taktisches Kalkül, das die Wahlentscheidung gegebenenfalls beeinflusst, mindestens aber wahlmobilisierend wirkt.
Abbildung 10 zeigt die Faktoren, die die Parteipräferenz der Befragten beeinflusst. Hier zeigt sich eine starke programmatische Orientierung: Etwa zwei Drittel aller Befragten gaben an, sich bei der Wahlentscheidung nach den Grundwerten einer Partei zu richten. Auch sagte knapp die Hälfte der Befragten aller Altersgruppen, sie würden sich an den Vorhaben der Parteien in den nächsten Jahren orientieren. Die Gruppe der jüngsten Befragten hat hier den stärksten pragmatischen Fokus: Sie stimmte dieser Aussage mit 54 Prozent stärker zu als die übrigen Altersgruppen.
In der ältesten Gruppe der Stichprobe (55 und älter) spielen zudem die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien eine deutlich wichtigere Rolle als für die jüngeren Gruppen: 50 Prozent der Befragten in der ältesten Altersgruppe gaben an, sich danach zu richten, welche Politikerinnen und Politiker der Parteien am ehesten überzeugen. Im Gegensatz dazu nannten nur 30 Prozent der jüngsten Altersgruppe Kandidatinnen und Kandidaten als relevant für die Wahlentscheidung.
Die Befragungsergebnisse in Abbildung 10 bestätigen ebenfalls, dass die empfundene Überforderung mit politischen Inhalten gering ist. Hier wird auch deutlich, dass eine monothematische Ausrichtung einer Partei in keiner Altersgruppe als ausreichend empfunden wird, um sie zu wählen.
Abbildung 11 schließlich zeigt, dass auch das Informationsverhalten der Befragten vor der Wahlentscheidung einer programmatischen Orientierung folgt. Hier ist die Information durch Wahlprogramme in der Gruppe der 18- bis 34-jährigen am stärksten ausgeprägt, ebenso wie die Nutzung des Wahlomaten, um die Wahlentscheidung zu treffen. Beides spricht für eine stark programmatische Orientierung der jüngsten Altersgruppe in der Stichprobe. Die häufige Nennung von Wahlprogrammen als Informationsquelle vor der Wahlentscheidung muss jedoch leicht eingeschränkt werden: Vermutlich kann man den Befund eher als den Fokus auf politische Inhalte und Vorhaben der Parteien interpretieren, als die tatsächliche Beschäftigung mit dem veröffentlichten Wahlprogramm.
Überraschenderweise spielten soziale Medien – wenn auch in der jüngsten Altersgruppe noch etwas intensiver genutzt – allgemein eine untergeordnete Rolle als Informationsquelle für die Wahlentscheidung. Die Berichterstattung herkömmlicher Medien hat laut der Befragten über alle Altersgruppen hinweg einen höheren Stellenwert.
Motivationen und Gründe für die Wahlentscheidung beruhen immer auf der Selbstauskunft der Befragten und werden damit gegebenenfalls rückwirkend stark rationalisiert. Daher wurden ebenfalls Bewertungen politischer Themen, der Kandidatinnen und Kandidaten, sowie die Zuneigung zu Parteien, unabhängig von der eigentlichen Wahlentscheidung, erfasst.
Abbildung 12 bildet die Bewertung politischer Themenfelder durch die einzelnen Gruppen Befragter ab – zunächst eingestuft nach der jeweiligen Relevanz in den Altersgruppen, dann sortiert nach dem größten empfundenen politischen Handlungsbedarf. Die Themen waren im Fragebogen vorgegeben. Die Gruppe der jüngsten Befragten wurde hier in zwei kleinere Gruppen – 18- bis 24-Jährige sowie 25- bis 34-Jährige – aufgeteilt, da zwischen diesen bei diesem Themenkomplex starke Unterschiede erkennbar waren.
Auffällig ist, dass – mit Ausnahme des Themas Klimaschutz – über alle Altersgruppen hinweg eine sehr ähnliche bis gleiche Themenpriorisierung zu sehen ist. Die Themen Gesundheit, vor dem Hintergrund der Pandemie nicht verwunderlich, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit, das gesellschaftliche Miteinander sowie Digitalisierung belegen sowohl bei der Frage nach der Relevanz als auch des politischen Handlungsbedarfs die oberen Plätze. Migration und Integration, Verbraucherschutz und innere Sicherheit hingegen bleiben bei allen Altersgruppen eher untergeordnet.
Beim Thema Klimawandel ist ein deutlicher Bruch zwischen den Generationen erkennbar: Allein die jüngste Altersgruppe nennt das Thema höchst relevant und sieht dort politischen Handlungsbedarf. Die zwei ältesten Altersgruppen setzen das Thema in ihrer Priorisierung sogar auf die letzten Plätze. Entsprechend schlägt sich die thematische Ausrichtung der Generationen im Wahlverhalten nieder: Mit 32 Prozent, die angaben, die Grünen wählen zu wollen, sind sie in der jüngsten Altersgruppe mit Abstand die stärkste Partei – alle anderen Parteien bleiben im einstelligen Prozentbereich. Bei den zwei ältesten Altersgruppen ist jeweils die CDU/CSU am stärksten, allerdings bewegen sich die Werte auf niedrigerem Niveau – jeweils ungefähr 20 Prozent beider Altersgruppen geben die CDU/CSU als präferierte Partei an.
Abbildung 13 zeigt die Bewertungen von Kandidatinnen und Kandidaten in der Stichprobe, sortiert nach Parteipräferenz der Befragten. Insgesamt wurden 14 Politikerinnen und Politiker abgefragt. Die Darstellung zeigt die drei am besten und die drei am schlechtesten bewerteten politischen Akteure. Wenig überraschend werden die Kandidatinnen und Kandidaten der präferierten Partei am positivsten gesehen. Allerdings zeigt sich, dass es bestimmte Politikerinnen und Politiker gibt, die sowohl in der positiven als auch in der negativen Bewertung häufig vorkommen und viele, die hier nicht auftauchen. Das deutet auf die Polarisierung durch bestimmte Kandidatinnen und Kandidaten hin, während die Befragten von anderen kein klares Bild zu haben schienen.
Angela Merkel wurde in der gesamten Stichprobe durchschnittlich am positivsten bewertet. Die Kandidatinnen und Kandidaten der AfD belegten bei allen Gruppen – Anhängerinnen und Anhänger der AfD ausgenommen – die unteren Plätze in der Bewertung. Interessant ist außerdem, dass Annalena Baerbock deutlich positiver bewertet wird als der Kanzlerkandidat der CDU/CSU, Armin Laschet. Er ist bei keiner Partei unter den besten und schlechtesten drei Politikerinnen oder Politikern aufgeführt. Ebenfalls interessant ist die positive Bewertung von Sarah Wagenknecht unter den Unentschlossenen und Nichtwählerinnen und -wählern, was dafür sprechen könnte, dass sie als Politikerin mit besonders klarer Position wahrgenommen wird.
Abbildung 14 stellt demgegenüber die Zuneigung unter „Sympathisantinnen“ und „Sympathisanten“ einer Partei gegenüber den übrigen Parteien dar. Verbindet man die Ergebnisse mit der Bewertung der Kandidatinnen und Kandidaten zeigt sich erneut, dass diese Personen nur bedingt Einfluss auf die Wahlentscheidung haben. Obwohl Sarah Wagenknecht unter den Unentschlossenen und Nichtwählerinnen und -wählern als eine der beliebtesten Politikerinnen eingestuft wird, fühlen sich diese Gruppen trotzdem am ehesten der SPD und CDU/CSU zugeneigt. Dieser Befund widerspricht der Vermutung, Nichtwählerinnen und -wähler aber auch Unentschlossene seien besonders affin für radikale Positionen und Parteien. Die stärkste Ablehnung besteht auch in diesen Gruppen gegenüber der AfD.
Der geringe Einfluss der Kandidatinnen und Kandidaten auf die Wahlentscheidung zeigt sich ebenfalls bei der Gruppe der Grünen und SPD in der Stichprobe: Obwohl Angela Merkel als Politikerin in beiden Gruppen sehr positiv bewertet wird, wirkt sich die Bewertung nicht auf die generelle Zuneigung zur CDU/CSU aus. Die Zuneigung der Wählerinnen und Wähler der Grünen zur SPD (und auch der Wählerinnen und Wähler der SPD zu den Grünen) ist deutlich größer.
Diese Symapthien zwischen den Wählerinnen und Wählern der Grünen und SPD, teils auch der Linken, schlägt sich auch in den Wünschen bezüglich der künftigen Regierungskoalition nieder. Abbildung 15 zeigt, dass eine Koalition aus Grüne, SPD und Linke unter den Befragten am beliebtesten war. Darüber hinaus sind die Grünen in den drei beliebtesten Koalitionen vertreten. Die aktuelle Regierung aus CDU/CSU und SPD erhielt unter den Befragten mit 16 Prozent nur noch relativ schwache Zustimmung.
CDU/CSU Wähler*innen |
GRÜNE Wähler*innen |
SPD Wähler*innen |
AfD Wähler*innen |
LINKE Wähler*innen |
FDP Wähler*innen |
Unentschlossene | Nichtwähler*innen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
CDU/CSU | 1,5 | 3,4 | 3,4 | 4,2 | 4,0 | 3,1 | 3,2 | 3,9 |
GRÜNE | 3,1 | 1,4 | 3,0 | 4,7 | 3,1 | 3,8 | 3,4 | 4,1 |
SPD | 3,2 | 2,9 | 1,4 | 4,4 | 3,2 | 3,6 | 3,2 | 3,9 |
AfD | 4,6 | 4,9 | 4,8 | 1,5 | 4,6 | 4,4 | 4,4 | 4,3 |
LINKE | 4,3 | 3,3 | 3,5 | 4,1 | 1,5 | 4,0 | 3,8 | 4,2 |
FDP | 3,4 | 3,7 | 3,8 | 3,6 | 4,0 | 1,5 | 3,5 | 4,0 |