Die Enttäuschten Radikalen
Die vierte Gruppe, die durch die Cluster-Analyse gebildet werden konnte, sind die Enttäuschten Radikalen. Im Mittel machten Befragte, die dieser Gruppe zugeordnet wurden, 14 Prozent beider Erhebungen aus.
Befragte dieser Gruppe gaben an, sowohl von dem eigenen Leben als auch von der Politik in Deutschland enttäuscht zu sein. Die gesellschaftliche Situation bewerteten sie auffällig negativ: Am deutlichsten betonten diese Befragten, sich unsicher und überfordert zu fühlen, und beklagten einen Werteverlust der Gesellschaft. Ähnlich wie die zuvor vorgestellte Gruppe der Überforderten Ängstlichen zeigten auch diese Befragten sich pessimistisch in Bezug auf die Zukunft Deutschlands.
Wie die anderen Erwartungstypen beklagten sie den Stillstand der deutschen Politik, allerdings zeigten sich in der Bewertung einzelner politischer Themen starke Unterschiede zu den vorherigen Gruppen. Als einziger Erwartungstypus waren die Enttäuschten Radikalen der Ansicht, im Bereich Klimaschutz täte die Politik zu viel, Maßnahmen in diesem Bereich lehnten sie weitestgehend ab. Beim Thema Migration sprachen sie sich sowohl für Grenzschließungen als auch für Abschiebung von Migrantinnen und Migranten aus. Maßnahmen im Bereich innere Sicherheit wurden von dieser Gruppe sehr positiv bewertet, ebenso wie ein starker Staat. Auf die Frage, nach welchen Kriterien die Politik Entscheidungen treffen sollte, gaben diese Befragten überdurchschnittlich häufig an, dass ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse dafür maßgeblich sein sollten.
Ebenso wie der Typus der Überforderten Ängstlichen zeigte diese Gruppe ein starkes Misstrauen in politische Parteien. Von allen Gruppen äußerten die Enttäuschten Radikalen das stärkste Misstrauen gegenüber klassischen Medien. Soziale Medien wurden als Quelle für politische Informationen deutlich präferiert, das Informationsverhalten der Gruppe war allerdings generell eher wenig intensiv.
Betrachtet man das Wahlverhalten dieses Erwartungstypus in Abbildung 18, sind der weit überproportionale Stimmanteil für die AfD und der stark unterdurchschnittliche Stimmanteil für die Grünen angesichts der inhaltlichen Ausrichtung der Antworten wenig überraschend. Auch gab es in dieser Gruppe einen hohen Anteil an Nichtwählerinnen und Nichtwählern oder Unentschlossenen. SPD, die Linke und FDP sind jeweils unterdurchschnittlich vertreten.